„Walter Kaufmann – Welch ein Leben!“ Filmbesuch der Neunten Klassen in der Linse

Wer ist denn bitte Walter Kaufmann und warum soll ich mir einen ganzen Film über sein Leben anschauen?“ Das mag sich manche(r) SchülerIn (und zugegebenermaßen auch manch GeschichtslehrerIn zuvor) der Klassenstufe 9 gedacht haben, als der Filmbesuch angekündigt wurde. Schon mit den ersten Szenen des Films wurde dann klar, dass die Biographie Walter Kaufmanns fast alle Geschichtsthemen des 20. Jh. beinhaltet und – umso bemerkenswerter – zeigt, dass man Antisemitismus, Rassismus, Ungleichbehandlung und Gewalt immer wieder sichtbar machen muss und nicht hinnehmen darf.

Walter Kaufmann, der in einer jüdischen Familie aufwuchs, erlebte in seiner Jugend die Diskriminierungen und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten. Er entging dem Schicksal seiner Eltern, die in Auschwitz ermordet wurden, weil er mit einem Kindertransport nach England ausreisen konnte. Dort wurde er schließlich als „Enemy Alien“ interniert und nach Australien deportiert. Bewegend wurden im Film die Briefe seiner Eltern, denen es nicht mehr gelang aus Nazi-Deutschland auszureisen, an „ihren Walter“ in England und Australien eingebaut.

In Australien baute Walter sich nach seiner Entlassung ein eigenes Leben mit einer Vielzahl an Jobs (Soldat, Fotograf, Hafenarbeiter) auf und wurde als Seemann zum Weltenbummler. Während dieser Zeit veröffentlichte er seine ersten Bücher. Er zog von Australien in die DDR und wurde dort ein erfolgreicher Schriftsteller. Er erlebte als Zeitzeuge die Orte in Japan nach den Atombombenabwürfen, die Revolution in Kuba und die Kämpfe der Bürgerrechtsbewegung in den USA mit den Symbolfiguren Martin Luther King und Angela Davies, Israel nach dem Libanonkrieg und schließlich den Mauerfall und die deutsche Wiedervereinigung. Als Autor verarbeitete er seine Erfahrungen und machte auf gesellschaftliche Missstände immer wieder aufmerksam.

Für unsere SchülerInnen wurden durch den Filmbesuch und die anschließende Besprechung mit der Regisseurin Karin Kaper aus Berlin auch abseits des „normalen“ Geschichtsunterrichts deutlich, welche Folgen diskriminierende Einstellungen wie Antisemitismus und Rassismus für eine Gesellschaft, aber auch für ein einzelnes Leben haben. Zu Recht sagten sie nach dem Filmbesuch: „Walter Kaufmann – Welch ein Leben!“.