Alemania und Argentina: Ein Wintermärchen
Über 11.000 Kilometer trennen Weingarten und Buenos Aires. Doch zwei Monate lang rückten die Städte eng zusammen, denn sechs argentinische GastschülerInnen sorgten für unvergessliche Momente. „Zwei Monate, fünf Familien, eine Stadt, zwei Kontinente“ lautete das Fazit der ArgentinierInnen zum Abschied – verbunden mit der Aufforderung: „Ihr müsst uns alle unbedingt besuchen kommen.“
Die WeingärtlerInnen werden nicht lange auf sich warten lassen. Der Gegenbesuch der 10. KlässerInnen ist für Juli und August geplant, wenn in Buenos Aires ebenfalls Winter ist. In Argentinien dürfte allerdings der Schnee fehlen. Umso größer war die Freude für die Latinos, dass Weingarten sich als schönes Wintermärchen mit Schneeballschlachten und Rutschpartien entpuppte. Und gerade die Advents- und Weihnachtszeit ermöglichte es, den argentinischen SchülerInnen Einblicke in unbekanntes Brauchtum zu geben.
Während sich manche deutsche Gastfamilie schon Gedanken darüber machte, ob den ArgentinierInnen noch ein Verwandtschaftsbesuch an den Weihnachtstagen zumutbar sei, empfanden die Gäste gerade diese Momente als besondere Gesten der Wertschätzung und fühlten sich als Teil ihrer neuen deutschen Familie.
Natürlich waren die zwei Monate nicht nur von einem intensiven Freizeitprogramm geprägt.
Die Besucher vom anderen Ende der Welt waren eine Bereicherung für den Schulalltag. Landeskunde lief nicht nach Lehrbuch, sondern das pralle Leben diktierte die Stunde: der Wachmacher-Tee Mate, Poncho, Fußball-Star Messi, das zarte Asado (Grillfleisch), die zuckersüßen Alfajores (Gebäck) oder die Weite der argentinischen Pampa.
Argentinien hat viele Facetten, die uns die jungen BotschafterInnen ihres Landes authentisch vermittelten, weit über die genannten Stereotypen hinaus.
Zum Programm gehörten auch Filmnachmittage, Bowlen, gemeinsames Essen in der Mensa und verschiedene Präsentationen. Darin wurden etwa Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Deutschland und Argentinien beleuchtet, SchülerInnen stellten ihre Lieblingsworte szenisch dar und entwickelten Fotostorys.
Natürlich durften passend zum lateinamerikanischen Temperament Lieder und Tänze nicht fehlen. Und es gab auch ein bisschen Herzschmerz. Aus sprachdidaktischer Sicht ist das sehr zu begrüßen, schließlich macht man so unkompliziert große Fortschritte in Sachen Fremdsprachenerwerb. Das fängt bei „Ich vermisse dich“ auf Spanisch an und hört bei „Warum habe ich dich gestern nicht erreicht?“ auf.
Auch wenn der Unterricht durch die Anwesenheit der ArgentinierInnen sehr lebhaft war, dürften davon alle profitiert haben. Der Blick über den Tellerrand macht weltoffener und bereichert!
Nach den gemachten Erfahrungen befragt sind sich alle Beteiligten einig: Es sind nicht nur die erweiterten Deutschkenntnisse, die Einblicke in das europäische Lebensgefühl, die Ausflüge und viele Shopping-Möglichkeiten, sondern das größte Glück war, betonten sie, dass sie sich so gut mit ihren Gastfamilien und AustauschpartnerInnen verstanden haben. „Wir haben ein zweites Zuhause, eine zweite Familie gefunden“, hieß es immer wieder – und es klang aus vollem Herzen und nicht als Höflichkeitsfloskel.
Dementsprechend emotional und traurig fiel der Abschied aus. Die Abschiedspräsentation sprach Bände. Ein Countdown soll den Abschiedsschmerz etwas lindern. „Wir sehen uns in 141 Tagen wieder“, hieß es zum Abschied. Mittlerweile sind es viel weniger Tage.
In den Startlöchern und voller Begeisterung für den Argentinienaustausch sind bereits auch schon die SchülerInnen der Klasse 8, die die Anwesenheit der argentinischen Gäste besonders genossen und genutzt haben, nicht nur in sprachlicher, sondern auch in tänzerischer Hinsicht.
Herzlichen Dank allen Gastfamilien für ihre warmherzige Aufnahme der SchülerInnen – und das schöne Wintermärchen, das sie ermöglicht haben!
¡Viva el Instituto Ballester! ¡Viva el Gymnasium Weingarten! ¡Qué vivan!
(Verena Rauch)